A „Woman on her Path“ – Tiffany Cooper

Ein Gespräch mit meiner Freundin Tiffany. Sie lebt in der Nähe von New York, und da sie bei der US Wahl 2024 für Kamala Harris im Wahlkampf aktiv war, wollte ich wissen, wie es ihr inzwischen mit der aktuellen Situation in den USA geht. Tiffany moderiert den Podcast „Woman on her Path“, sie ist Mutter, Energetische Heilerin, Heilpflanzenkundlerin und Bhakti-Yogi.

Simone: Tiffany, wir kennen uns jetzt schon seit sieben Jahren! Was hat sich für dich in den letzten Jahren in den USA am meisten verändert? Was hat sich in deinem persönlichen Umfeld verändert?

Tiffany: Die größte und beunruhigendste Veränderung, die ich erlebe, ist das Ausmaß an Spaltung und Wut in unserer Gesellschaft. Es ist enttäuschend zu sehen, wie wir uns von einer Gesellschaft, in der wir freundlich und hilfsbereit zu unseren „Nachbarn“ waren, zu einer Gesellschaft entwickelt haben, in der man nicht weiß, ob wir einander vertrauen können. Im Alltag begegnen sich die Menschen abweisend oder kühl. Es gibt auch ein gewisses Maß an Intoleranz und Aggression, das schwer aushaltbar ist. In meinem persönlichen Umfeld, insbesondere als Afroamerikanerin, erlebe ich oft harsche Blicke und rücksichtslose Äußerungen über meine Hautfarbe.

Simone: Wie gehst du mit schweren Momenten um?

Tiffany: Wenn ich dunkle Momente erlebe, neige ich dazu, mich zurückzuziehen und in mich zu gehen. Ich hinterfrage meine Erwartungen und erinnere mich daran, dass ich einfach mein Bestes gebe, ein mitfühlender Mensch zu sein, wie die meisten Menschen. Ich versuche, mitfühlend mit mir selbst zu sein und mir Zeit zu geben, meine Gefühle zu verarbeiten. Zu akzeptieren, was ich fühle, und meinen Gefühlen zu erlauben, durch mich hindurchzugehen. Ich frage mich auch, was ich aus dunklen Momenten lernen soll und wie ich das Gelernte praktisch anwenden kann.

Simone: Was war das Überraschendste, das du im Wahlkampf für Kamala erlebt hast?

Tiffany: Was ich im Wahlkampf für Kamala Harris erfahren und zuvor nicht erwartet hatte, ist, wie viele Menschen tatsächlich an die Verschwörungstheorien und dreisten Lügen glauben, die in der amerikanischen Kultur verbreitet werden. Ich wusste, dass es sie gibt; im Laufe der Jahre habe ich mit vielen Menschen gesprochen, die daran glauben. Aber ich hätte nicht erwartet, dass dieses Phänomen so weit verbreitet ist.

Mir war nicht bewusst, wie isoliert die Menschen geworden sind, während sie traurig zu Hause sitzen und die sozialen Medien verfolgen, bis ich anfing, an Türen zu klopfen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Ich sehe jetzt, dass dies ein enormes Problem ist und warum so viele Amerikaner schlecht informiert sind.

Simone: Und wie war der Moment für Dich persönlich, als Du erfahren hast, dass Kamala Harris die Wahl verloren hat?

Tiffany: Obwohl ich mich intensiv für Harris und Walz eingesetzt habe, war ihre Niederlage keine völlige Überraschung. Es war klar, dass Kamala Harris qualifiziert ist, viel mehr als ihr Gegenkandidat, aber als Afroamerikanerin wusste ich, dass es nicht auszuschliessen war, dass sie die Wahl verliert. Wenn man in den USA als Angehörige einer Minderheit aufwächst, wird man ständig mit bestimmten Realitäten konfrontiert. Rassismus und Sexismus sind allgegenwärtig, und Minderheiten werden selten gleichberechtigt behandelt.
Ich hatte das Glück, durch mein Umfeld vieles von dem zu überwinden, was andere Minderheiten erleben, aber ich werde aufgrund meiner Hautfarbe immer noch hin und wieder angestarrt oder mit einem groben Kommentar bedacht. Gleichzeitig war es enttäuschend, denn ich wusste, was passieren würde, wenn sie nicht gewinnen würde. Vor allem machte ich mir Sorgen um die Zukunft meiner Kinder und all meiner Nachkommen, da sich das Trump-Regime scheinbar nicht um die Zukunft der Menschheit kümmert.

Simone: So ging es mir auch. Hast Du hilfreiche, vielleicht tägliche Ressourcen oder Praktiken?

Tiffany: Meine spirituelle Praxis ist meine Rettung! Ich singe, meditiere und studiere heilige Texte. Es steht uns allen so viel Weisheit zur Verfügung, wenn wir uns nur die Zeit nehmen, uns darauf einzulassen. Außerdem unterrichte ich Yoga und versuche, so viel Zeit wie möglich in der Natur zu verbringen. Diese Dinge erden mich und geben mir ein Gefühl der Ruhe. Es ermöglicht mir auch, aktuelle Ereignisse im Auge zu behalten, ohne mich darin zu verlieren.

Simone: Was hilft Deinen Klienten? Bist Du manchmal überrascht, was ihnen hilft und was nicht?

Tiffany: Es hilft ihnen wohl am besten, jemanden zum Reden zu haben. In Zeiten so vieler Veränderungen kann man sich allein fühlen, als wäre man der Einzige, der bestimmte Emotionen erlebt. Aufgrund der Isolation in den USA neigen die Menschen dazu, sich so sehr in der virtuellen Welt der sozialen Medien zu verlieren, dass sie den Bezug zur realen Welt verlieren. Sie vergessen, dass es Alternativen zu ihren Überzeugungen und Gefühlen gibt. Ich empfehle Klienten oft, sich körperlich zu betätigen, am besten in der Natur, um die Endorphin-Ausschüttung zu erhöhen und Klarheit zu finden. Oft wird dieser Rat ignoriert, weil er so einfach erscheint, aber es kann wirklich einen großen Unterschied in unserem Leben machen.

Simone: In deinem Podcast geht es um „Frauen und ihren einzigartigen Weg“ – warum hast du dich für diesen Schwerpunkt entschieden? Wie hat sich die Situation für Frauen verändert? Und wie für Schwarze? Erlebst du als Frau heutzutage mehr Rassismus und Abwertung?

Tiffany: Ich habe meinen Podcast aus zwei Hauptgründen gestartet … Erstens hatte ich weibliche Klienten, die danach gefragt hatten, und zweitens sagte ich meinen Klientinnen immer wieder dasselbe! Mir wurde klar, dass so viele Frauen sich nicht sicher sind, ob und wie sie ihren eigenen Weg gehen und ein Leben führen können, das ihnen Erfüllung gibt. Ich wollte Frauen stärken und sie ermutigen, ihre Energie zu nutzen, um die Welt positiv zu beeinflussen.
Ich startete den Podcast auch kurz nach der Dobbs-Entscheidung, mit der „Roe v. Wade“ aufgehoben wurde. Das war ein niederschmetternder Moment für so viele Frauen, die erkannten, dass unsere Regierung uns tatsächlich Rechte nehmen wird. Ob man Abtreibung befürwortet oder nicht, der Entzug des Rechts auf Abtreibung bedeutet, Frauen das Recht auf körperliche Selbstbestimmung zu nehmen. Diejenigen von uns, die das aufmerksam verfolgt haben, wussten, dass dies erst der Anfang war. Jetzt bringen republikanische Kongressabgeordnete Gesetzesentwürfe wie den Save Act ein, der es Frauen, die den Nachnamen ihres Mannes annehmen, erschweren könnte, zu wählen.
Wir haben das Projekt 2025, das ein landesweites Abtreibungsverbot anstrebt. Es stigmatisiert auch Alleinerziehende und schlägt Kürzungen von Programmen vor, die Alleinerziehende unterstützen. Initiativen für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion werden in der Bundesregierung zurückgenommen. Diese Initiativen haben Frauen mehr geholfen als jeder anderen Gruppe, die in unserer Regierung nicht fair vertreten ist.

Wie Du sicher weißt, wurde unser derzeitiger Präsident wegen sexuellen Missbrauchs für schuldig befunden und hat andere Männer und eine Frau in sein Kabinett berufen, die wegen ähnlicher Taten angeklagt oder für schuldig befunden wurden. Es ist heutzutage nicht mehr ungewöhnlich, junge Männer vulgäre Witze über Frauen machen zu hören. Es ist eine beängstigende Zeit für Frauen in den Vereinigten Staaten.

92 % der schwarzen Frauen und 78 % der schwarzen Männer haben für Kamala Harris gestimmt. Wir wissen, dass viele Nicht-Schwarze sie nicht gewählt haben, weil sie eine schwarze und südasiatische Frau ist. Auch hier machen sich nur wenige von uns Illusionen über den Rassismus in den USA. Ob subtil oder offenkundig, wir leben tagtäglich damit. Während des Wahlkampfs und seit der Wahl ist die Lage angespannter geworden. Die Menschen gehen offener mit ihrem Rassismus um und äußern ihn deutlicher.

Seit ich als Kind in der Nähe von Kentucky und Indiana aufwuchs, habe ich dieses Ausmaß an Rassismus in den USA nicht mehr gesehen oder erlebt.

Kentucky liegt unterhalb der Mason-Dixon-Linie, die historisch die (freien) Nordstaaten von den (sklavenhaltenden) Südstaaten trennte. Indiana, obwohl oberhalb der Mason-Dixon-Linie, war in der Gegend, in der ich aufwuchs, als „Klan Country“ bekannt, da es in den 1920er Jahren eine Hochburg des Ku-Klux-Klans war. Damals waren der Gouverneur und mehr als die Hälfte der Staatslegislative Mitglieder des Klans. Du kannst Dir also vorstellen, in was für einem Umfeld ich aufgewachsen bin. Ich sage mir oft: „Ich will nie wieder mit dieser Art von Rassismus konfrontiert werden … es ist so kräftezehrend!“ Aber es sieht so aus, als hätte ich keine andere Wahl.

Simone: Was mich gerade beschäftigt hat, ist, dass einige Einwanderer, die für Trump gestimmt haben, jetzt verhaftet werden – während sie doch dachten, ihre Loyalität zu Trump würde ihnen helfen und sie schützen. So etwas passierte auch im Nazi-Regime. Menschen (wie jüdische Kollaborateure) wurden ausgenutzt und später dennoch ermordet. Ich frage mich, ob Du für diese Art von Trump-Anhängern eher Wut oder mehr Mitleid empfindest.

Tiffany: Das ist eine sehr knifflige Frage! Ich habe zunächst Mitleid mit allen, die getäuscht wurden und glaubten, Trump würde sie schützen, wenn sie für ihn stimmen. Andererseits ist es schwer zu verstehen, wie sie überhaupt glauben konnten, er würde sie schützen.
Es ist auch nicht zu erkennen, welche von ihnen Trump gewählt haben, weil sie Schutz wollten, und welche ihn gewählt haben, weil sie seine Ansichten teilen. Ich habe mal mehr Mitleid mit ihnen, und mal mehr Wut auf sie. Während seines Wahlkampfs hat Trump sehr deutlich gemacht, was er vorhat. Ich habe Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre in New York City gelebt, als er ein gescheiterter, bösartiger Geschäftsmann war. Ich habe gesehen, wie er Menschen ausnutzte und Hass schürte. Seitdem hat er sich nicht verändert. Er hat einfach eine größere Plattform, um seine grausamen Ideen zu verbreiten. Ich verstehe nicht, wie so viele Menschen nicht wissen können, wer er ist und worum es ihm geht.

Einige, die für ihn gestimmt haben, sagen nun, dass sie ihre Wahl bereuen, nachdem sie gesehen haben, wie sich seine Politik auf sie auswirkt. Es ist schwer, ihren Sinneswandel nachzuvollziehen, da sie sich bewusst waren, welche Auswirkungen seine Präsidentschaft auf andere haben würde, als sie zur Wahl gingen. Im Grunde bereuen sie es nur, wenn sie selbst in Gefahr sind, aber sie sorgen sich nicht um das Leben anderer. Das ist schwer zu verstehen. Letztendlich weiß ich, dass wir alle Menschen mit unseren eigenen Schwächen sind. Wir neigen dazu, Fehler zu machen. Ich glaube, dass unser kollektives Bewusstsein uns alle in diese Situation gebracht hat.

Trump ist ein Symptom einer großen Krankheit, die sich seit einiger Zeit in den USA ausbreitet. Er ist ein direktes Spiegelbild der Gier und Selbstbezogenheit, die immer mehr um sich greift in unserer Kultur. Wären wir alle mitfühlender, liebevoller und mehr um das Wohl anderer besorgt gewesen, wären wir nie so weit gekommen.

Simone: Ja, das ist ein sehr wichtiger Punkt, den du hier ansprichst.

Tiffany: Ich erkenne, dass sich die ganze Welt in eine Richtung zu bewegen scheint, in der es an dringend benötigten weiblichen Eigenschaften wie Fürsorge, Gemeinschaftsbildung, Kreativität, Mitgefühl, Geduld und vielem mehr mangelt. Ich ermutige alle, sich mehr auf diese Dinge zu konzentrieren, denn sie werden uns allen sicherlich helfen, einen positiven Einfluss auf unsere Welt zu nehmen. Als Menschen können wir uns nicht von unseren Regierungen sagen lassen, wer wir sind und wie wir uns einander gegenüber verhalten sollen.

Wir müssen stärker sein. Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass und Grausamkeit die Oberhand gewinnen.

Wir müssen die Menschlichkeit in jedem von uns sehen und vor allem die spirituelle Seele, den reinsten, unmittelbarsten Teil von uns.

Tiffany Cooper, Moderatorin von „Woman on her Path“, Mutter, Energetische Heilerin, Heilpflanzenkundlerin und BhaktiYogi.